Die Karte der Grafschaft Stolberg ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Es fällt zunächst eine ungewöhnliche Darstellungsart auf, die darauf schließen lässt, dass sie nicht von einem Berufskartographen geschaffen wurde. Im Gegensatz zur sonst üblichen Massenware mit ihren Ungenauigkeiten oder gar Fehlern besticht die Karte zudem mit einer außerordentlichen Genauigkeit. Beides ist darauf zurückzuführen, dass sie von Johann Friedrich Penther (1693-1749) gezeichnet wurde. Penther war eigentlich Bergrat in gräflich stolbergischen Diensten, damit also ein Ortskundiger. Darüber hinaus war er der Autor des Standardwerkes der Vermessungskunde des 18. Jahrhunderts, der „Praxis geometriae“ (1732). Vermutlich ist diese Karte als praktische Umsetzung der im Buch beschriebenen Vermessungstechniken entstanden. Sie zeigt uns die Grafschaft Stolberg im Jahr 1736 mit allen Ortschaften und - auch dies eine Besonderheit - allen Bergwerken. Die regierenden Grafen Christoph Friedrich und Jost Christian hatten 1706 eine Teilung der Grafschaft vorgenommen. Dargestellt sind beide Linien Stolberg-Stolberg (auf der Karte rot gezeichnet) und Stolberg-Roßla (grüner Hintergrund). Erkennbar sind außerdem die Ämter Heringen und Kelbra, die gemeinsam mit den Grafen von Schwarzburg regiert wurden. Das Gebiet der Karte wird etwa begrenzt von den Orten Sülzhayn, Güntersberge, Harzgerode, Wallhausen, Tilleda, Kelbra, Auleben, Hamma, Heringen und Nordhausen und umfasst somit große Teile des heutigen Landkreises Nordhausen in Thüringen als auch große Teile des heutigen Landkreises Sangerhausen in Sachsen-Anhalt.
Die Grafschaft Stolberg befand sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch den blühenden Silberbergbau im Straßberger Revier auf einem Höhepunkt. Die Residenzstadt Stolberg war ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Unterharzes. Neben Penther, der zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Zeit zählte, schuf hier beispielsweise Johann Gottfried Schnabel von 1731 - 1743 seinen mehrteiligen Bestseller „Wunderliche Fata einiger Seefahrer.“
Die Karte ist sicher auch von gräflicher Seite als Versuch zu werten, die Souveränität der Stolberger Grafen darzustellen, Darüber gab es jahrhundertlange Auseinandersetzungen, erst mit den Thüringer Landgrafen, später dann mit deren Rechtsnachfolgern, den sächsischen Kurfürsten. Bereits zwei Jahre später, 1738, zwang allerdings dann der sächsische Kurfürst Friedrich August II., Sohn Augusts des Starken, endgültig die Stolberger Grafen, die sächsische Oberherrschaft anzuerkennen. Damit ist diese Karte auch ein einzigartiges Zeitdokument einer zu Ende gehenden Epoche. (Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e.V.).
Folgende Orte finden wir auf der Karte: ---- Raum Hohnstein/Südharz: Buchholz, Harzungen, Herrmannsacker, Ilfeld, Neustadt/Harz, Niedersachswerfen, Petersdorf, Rodishain und Stempeda ---- Raum Nordhausen: mit Nordhausen, Bielen, Herreden, Hochstedt, Hesserode, Hörningen, Leimbach mit Kloster Himmelgarten, Steigerthal, Steinbrücken, Sundhausen, Krimderode, Salza, Niedersalza und Rüdigsdorf ---- Raum Ellrich (ohne den Ort Ellrich): Appenrode, Rothesütte, Sülzhayn, Sophienhof, Werna ---- Raum Goldene Aue: Auleben, Görsbach, Hamma, Heringen/Helme, Urbach, Uthleben und Windehausen ---- Unterharz: Dankerode, Güntersberge, Harzgerode, Neudorf, Siptenfelde und Straßberg ---- Raum Roßla/Südharz: Breitenstein, Breitungen, Dietersdorf, Drebsdorf, Hainrode, Kleinleinungen, Questenberg, Roßla, Rottleberode, Schwenda, Stolberg (Harz), Uftrungen, Wickerode.
- Kategorien
- Reihe , Territorium , Person
- Autor / Autoren
- Homann, Erben
- ISBN
- 9783932554940
- Erscheinungsdatum
- 15.05.2003
- Produktsprache
- Deutsch
- Format
- 52 x 60 cm
- Anzahl der Seiten
- 1
- Verlag
- Verlag Rockstuhl
- Publikationsort
- Bad Langensalza
- Reihenname
- Johann Baptist Homann (1664-1724) und seine Landkarten
- Reihenbandnummer
- 10
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